Wiederentdeckt: Die Haferkur für Diabetiker!
Kohlenhydrate werden nach dem Essen in Zuckerbausteine aufgespalten und in die Blutbahn abgegeben, wodurch der Blutzuckerspiegel ansteigt. Um die Zuckerbausteine aus dem Blut in die Zellen der Organe zu transportieren, produziert die Bauchspeicheldrüse das Hormon Insulin. Sind die Zellen allerdings durch zu viel Fett und Zucker nicht mehr in der Lage, das Insulin aufzunehmen, werden diese insulinresistent, das heißt, sie reagieren nicht mehr auf das Insulin und der Blutzuckerspiegel erhöht sich. Der Patient hat eine Insulinresistenz entwickelt, die auch als Vorstufe von Diabetes mellitus Typ 2 bezeichnet wird.
Die Bauchspeicheldrüse produziert immer mehr Insulin, das die Zellen jedoch nicht mehr aufnehmen können. Hat das Insulin gar keine Wirkung mehr und ist der Blutzuckerspiegel dauerhaft erhöht, liegt ein Diabetes mellitus Typ 2 vor. Der Teufelskreis wird noch dadurch angefacht, dass Insulin die Fettverbrennung hemmt, der Patient immer mehr zunimmt, was die Insulinresistenz noch weiter erhöht.
Hafer spielte viele Jahrzehnte lang eine wichtige Rolle in der Ernährungstherapie von Diabetes mellitus Typ 2, geriet durch die Entdeckung des Insulins durch Frederick G. Banting und Charles H. Best 1921 sowie die Verbreitung oraler Antidiabetika in Vergessenheit. In den letzten 15 Jahren erlebt er jedoch eine Renaissance.
So werden zum Beispiel in der Diabetologie des Gemeinschaftskrankenhauses Havelhöhe in Berlin für Typ-2-Diabetiker mit ausgeprägter Insulinresistenz seit mittlerweile über 10 Jahren zwei sogenannte Hafertage verordnet. Patienten essen hier an zwei aufeinander folgenden Tagen zu den drei Hauptmahlzeiten je etwa 70 Gramm Hafer. Das sind zum Beispiel in Wasser oder Gemüsebrühe gekochte Vollkorn-Haferflocken mit etwas Rohkost wie Gurke oder Kohlrabi verfeinert mit frischen Kräutern, Gewürzen wie Pfeffer, Curry, Kurkuma oder Zimt, aber auch gehobelten Mandeln. Während der Hafertage sollen die Patienten keine anderen Nahrungsmittel zu sich nehmen, auch keine Säfte, gesüßte Getränke oder Milch.
Wichtig ist, dass es während der Hafertage zu einem drastischen Abfall des Blutzuckerspiegels kommen kann, weshalb die Insulindosis um etwa 20 bis 40 Prozent reduziert und der Blutzucker engmaschig kontrolliert wird, um Hypoglykämien zu vermeiden. Oft kann die Insulintherapie sogar vollständig ausgesetzt werden. Patienten mit ausgeprägter Resistenz und hohen Insulindosen sollten die Hafertage nicht auf eigene Faust zu Hause durchführen, sondern in Absprache mit ihrem behandelnden Arzt und unter stationären Bedingungen. Am dritten Tag erhalten die Patienten wieder Normalkost mit der Empfehlung, ihre Ernährung langfristig auf eine mediterrane Kost mit viel Obst, Gemüse, Vollkorn sowie Nüssen und Saaten ohne viel Fleisch umzustellen.
Die positive Wirkung der zwei Hafertage wirkt sich bis zu vier Wochen auf die Insulinresistenz aus. Nach der Therapie sollten die Patienten als Vorbeugung monatlich an zwei Tagen im Monat die Hafertage wiederholen. Ein Hafertag pro Woche kann sinnvoll sein.
Dies ist ein Auszug aus dem Buch Kochen und Backen mit Hafer von mir. Im Buch gehe ich noch tiefer darauf ein, warum Hafer gerade für Diabetiker so gesund ist.