Kann man den Darm sanieren ohne Detoxprodukte oder Einläufe? Zum Beispiel mit gesunder Ernährung, die man in jedem Supermarkt bekommt? Ja! Es ist möglich, ich habe es selbst ausprobiert. Ich habe auch keine Einläufe gemacht, bei denen ich die sogenannten schlechten Darmbakterien aus dem Darm rausgespült und dann für viel Geld wieder gute gekauft und meinen Darm mit ihnen besiedelt habe. 😉
Vor etwa einem Jahr hatte ich ständig Durchfall und ich habe glutenhaltige Lebensmittel wie Brot, Nudeln und Pizza kaum vertragen. Unterwegs aß ich ab und an mal vegetarisch und bestellte mir ein Eis mit Kuhmilch oder einen Latte Machiato. Davon bekam ich fürchterliche Bauchkrämpfe. Es musste also etwas passieren.

Ein Jahr fast glutenfrei gegessen
Aus gesundheitlichen Gründen musste ich wegen einer anderen Krankheit, die ich hier nicht nennen möchte, ein Jahr auf Getreide verzichten, nur Hafer war erlaubt. Da ich fürchterliche Schmerzen hatte, hielt ich mich auch wirklich daran und verzichtete auf Brot, Nudeln, Pizza, Kuchen uvm. Ich sollte täglich mindestens 35 Gramm an Ballaststoffen zu mir nehmen.
Morgens gab es nun einen Esslöffel Flohsamenschalen in Wasser aufgelöst und getrunken. Nicht sehr lecker, aber wie wir Norddeutschen sagen: Wat mutt, dat mutt!
Danach mischte ich mir Haferflocken, Weizenkleie, Leinsamen und Sojajoghurt mit etwas Zucker oder Agavensirup zusammen und schnitt Obst rein, das gerade Saison hatte. Besonders lecker schmeckt Müsli übrigens, wenn man die Haferflocken mit der Weizenkleie, Kardamom und Zimt über Nacht einweichen lässt und die restlichen Zutaten morgens hinzufügt. Leinsamen darf wirklich erst morgens in das Müsli, da dieser sonst alle Feuchtigkeit raus zieht und das alles steinhart wird!
Mittags kamen nun viel Gemüse, ein paar Nüsse, Tofu oder andere Fleischalternativen aus Soja oder Lupine auf den Teller. Es gab nur noch Reis oder Kartoffeln, Nudeln haben eh viel zu viele Kalorien! Ich war ja am Abnehmen, wovon ich im Blog berichte.
Was ich nicht für möglich gehalten habe: Mein Durchfall war weg, der Heuschnupfen war noch besser geworden, meine Haut war klarer und ich fühlte mich viel fitter. Meine Verdauung funktionierte wie ein Uhrwerk aber ohne Krämpfe und Durchfall. Nach einem halben Jahr aß ich bei meinem Lieblingsitaliener ab und an eine kleine Pizza ohne Käse und mein Magen blieb ruhig. Auch einen Latte Macchiato mit Kuhmilch konnte ich wieder trinken.
Hafer ist das gesündeste Getreide
Mein neuer Star in der Küche ist Hafer: Lecker, vielseitig einsetzbar und sehr gesund! Er enthält viel Eiweiß, Mineralstoffe, Vitamine und Ballaststoffe und hält einen lange satt. Da Hafer meist keine oder nur geringe Spuren von Gluten enthält, ist er zudem auch für Menschen mit einer Glutenunverträglichkeit geeignet.
Da ich natürlich trotzdem gerne abends was richtiges zu beißen gehabt habe, kaufte ich mir ein Waffelweisen und backte mir Waffeln mit Hafermehl. Da die Randschichten und der Keim der Körner beim Walzen erhalten bleiben, sind Haferflocken immer ein Vollkornprodukt und enthalten reichlich Ballaststoffe. Das macht sie besonders gut verdaulich.
Hafer enthält hohe Anteile an Zink und B-Vitaminen sowie Flavonoide, die entzündungshemmende Eigenschaften besitzen. Daher gelten Haferprodukte als besonders gut für eine gesunde Haut. Als Arzneipflanze wird Hafer zum Beispiel bei Diabetes und bei Hautkrankheiten wie Schuppenflechte (Psoriasis) und Neurodermitis eingesetzt. 40 Gramm Hafer enthalten fast acht Mikrogramm Biotin, 0,3 Milligramm Vitamin B1 (ein Viertel des Tagesbedarfs) sowie 60 Milligramm Magnesium und mehr als zwei Milligramm Eisen. In 100 Gramm Haferflocken stecken so viel Zink wie in einem Steak und fast ein Milligramm Vitamin B6.
Der Darm liebt Ballaststoffe

Ballaststoffe sind vorwiegend unverdauliche Bestandteile unserer Nahrung, die vor allem in pflanzlichen Lebensmitteln vorkommen wie Getreide, Obst, Gemüse und Hülsenfrüchte. Ballaststoffe sind ein wichtiger Bestandteil der menschlichen Ernährung. Weizenkleie enthält beispielsweise mit am meisten, nämlich etwa 45g Ballaststoffe pro 100g.
In der vom Max Rubner-Institut herausgegebenen Nationalen Verzehrsstudie II sind Getreideerzeugnisse mit 41 % die wichtigste Ballaststoffquelle der Deutschen, vor Obst (21 %) und Gemüse (16 %). Ballaststoffe können bis zum 100fachen ihres Eigengewichtes an Wasser binden. Essen wir Leinsamen oder Weizenkleie, müssen wir genug Flüssigkeit trinken, da der Verdauungsbrei im Darm sonst auf Grund von Wassermangel verhärtet und eine Verstopfung begünstigt statt ihr entgegenzuwirken.
Ballaststoffe erhöhen im Darm das Nahrungsvolumen, ohne gleichzeitig auch den Energiegehalt zu steigern, wodurch man länger satt ist. Sie sorgen auch durch ihre Fähigkeit, Wasser zu binden, für eine stetige Zunahme des Speisebreies im Darm. Durch den zusätzlichen Druck auf die Darmwand wird die Peristaltik angeregt, was die Verweildauer verkürzt.
Auf ihrem Weg durch Magen und Darm binden Ballaststoffe aber auch Mineralstoffe, Toxine, Gallensäuren sowie Mikroorganismen, die anschließend gemeinsam über den Stuhl ausgeschieden werden. Sie fungieren so quasi als Müllmänner im Darm.
Leinsamen
Der gute alte Leinsamen hat je nach Sorte eine braune oder gelbe Schale, schmeckt leicht nussig und enthält etwa 40 % Fett, das gesunde Leinöl. Die mehrfach ungesättigte Omega-3-Fettsäure Alpha-Linolensäure ist hier zu etwa 50 Prozent enthalten. Leinöl hat damit eine der höchsten Konzentrationen von Omega-3-Fettsäuren aller bekannten Pflanzenöle. Weitere Inhaltsstoffe sind unter anderem Schleimstoffe, Eiweiß, Lecithin, die Vitamine B1, B2, B6 und E.
Die Quell- und Schleimstoffe sind in der Volksmedizin bereits seit Jahrhunderten bekannt. Omega-3-Fettsäure aus dem Fett der Leinsamen kann sich positiv auf erhöhte Blutfettspiegel auswirken. Die Schleimstoffe besitzen eine ausgeprägte Haftfähigkeit und versehen den Magen mit einem schützenden Film, sind also gut gegen nervöse Magenbeschwerden. Die Schleimstoffe schmieren die Darmwände und sorgen so für einen „reibungslosen“ Abtransport. Auch bei Koliken beruhigt Leinsamen und kann sogar Entzündungen im Darm heilen. Ein Teelöffel am Tag im Müsli reicht hier schon aus. Wichtig ist nur, dass er geschrotet ist, da er sonst unten wieder so raus kommt, wie er oben rein kam 😉
Indische Flohsamenschalen haben eine ähnliche Wirkung wie Leinsamen. Sie fördern das Wachstum darmfreundlicher Bakterien und entzündliche Prozesse im Magen-Darm-Trakt sollen sich schneller zurückbilden.
Wichtig für einen gesunden Darm sind auch Milchsäurebakterien wie sie beispielsweise in Joghurt oder fermentierten Produkten wie rohem Sauerkraut vorkommen. Handelsübliche Produkte wie Saure Gurken sind meistens pasteurisiert, was die Milchsäurebakterien abtötet.
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Die Nationale Verzehrsstudie II