Der Regisseur des Dokumentarfilms „Cowspiracy – Das Geheimnis der Nachhaltigkeit“ führte ein normales amerikanisches Leben. Als er eines Tages den 2006 entstandenen Dokumentarfilm „Eine unbequeme Wahrheit“ von Al Gore sah, begann er zu recyceln, Strom zu sparen, nur kurz zu duschen und nur noch Fahrrad zu fahren. Er folgte den Richtlinien nationaler und internationaler Umweltorganisationen und dachte, er sei ein engagierter Umweltschützer. Die Wendung kam, als er realisierte, dass industrielle Viehzucht hauptverantwortlich für die Umweltzerstörung ist.
Er ist Gründer von AUM Films and Media, einer gemeinnützigen Organisation, die sich in ihren Filmen und Medienbeiträgen dafür einsetzt, Mitgefühl und Harmonie für alle Lebensformen zu fördern. Seit über zehn Jahren lebt und arbeitet er in San Francisco als Unternehmer und zertifizierter Jivamukti- und Kundalini-Yogalehrer. Er ist Absolvent der Cal Poly San Luis Obispo Wirtschaftshochschule.

Gemeinsam mit Keegan Kuhn, einem in San Francisco lebendem Videofilmer, preisgekröntem Dokumentarfilmemacher und professionellem Musiker, drehte er den wegweisenden Umweltdokumentarfilm „Cowspiracy – Das Geheimnis der Nachhaltigkeit“ in Spielfilmlänge.
Selbst Greenpeace verweigert ein Interview
Mit dem Film und seinen Recherchen möchte Kip Andersen die Machenschaften der industriellen Viehzucht offenlegen. Er versteht nicht, dass auf den Webseiten von Greenpeace, Sierra Club, Rainforest Action Network und dem WWF keine Informationen darüber zu finden sind. Er fragt hartnäckig nach, schreibt E-Mails an weltweit führende Umweltorganisationen und ist sichtlich geschockt, dass selbst diese immer noch das Märchen vom bösen Verkehr als Hauptverursacher für den Ausstoß von Klimagasen propagieren.
Im Interview mit dem Amt für Wasserressourcen in Sacramento, Kalifornien, werden von den Verantwortlichen Sparmaßnahmen wie verbesserte Toilettenspülungen, Duschköpfe, Sprinkleranlagen erwähnt. Konfrontiert mit den Auswirkungen der Viehzucht und dem Vorschlag, die Bevölkerung darüber zu informieren, sagt der Verantwortliche: „Das wird nicht passieren. Wassermanagement ist das Eine, Verhaltensänderung das andere.“

Viehzucht ist eine der Hauptursachen für Abholzung, Wasserverbrauch und Umweltverschmutzung. Sie verantwortet mehr Treibhausgase als der gesamte weltweite Verkehr, ist maßgeblich schuld an der Zerstörung des Regenwaldes, dem Aussterben von Arten, der Verdrängung natürlicher Lebensräume, Bodenerosion und der Entstehung sogenannter „Todeszonen“ in den Meeren.
Andersen stößt bei dem Versuch, das Thema Viehzucht und seine Folgen mit führenden Köpfen der Umweltbewegung zu erörtern, auf eine Mauer des Schweigens und dem Verweigern jeglicher Diskussionen. „Warum schweigen die Umweltorganisationen?“ fragt Andersen den renommierten Autor Michael Pollan: „Sie halten es wohl für politisch unklug. Sie finanzieren sich ja durch Spenden ihrer Mitglieder. Wollen sie die Leute vom Fleischkonsum abhalten, gefährdet das die Spendenbereitschaft.“ Pollan ist Autor von gleich vier New York Times Bestsellern.

Umweltschützer als Terroristen
Informanten wie der ehemalige Farmer Howard Lyman erzählen ihm, dass es das „Food disparagement law“ gibt, das „Gesetz gegen die Verunglimpfung von Lebensmitteln“. Howard Lyman: „Es besagt, dass es gesetzwidrig ist, offenzulegen, wenn bei der Produktion von verderblichen Lebensmitteln etwas falsch läuft.“ Howard Lyman ist ehemaliger Viehzüchter aus Montana und heute ein weltbekannter Redner, Autor und Tieraktivist. Besonderen Bekanntheitsgrad erlangte Lyman, als er von der National Cattlemen’s Beef Association verklagt wurde, nachdem er vor laufender Kamera als Gast bei der Oprah Winfrey Show über Rinderwahnsinn sprach. Er ist Gründer der Initiative Voice for a Viable Future und Protagonist zweier Dokumentarfilme, Mad Cowboy und Peaceable Kingdom: The Journey Home.
Lyman: „Ich habe in der Show nichts gesagt, was ich für unwahr hielt. Es hat 5 Jahre gedauert und 100.000de Dollar gekostet, mich aus den Verfolgungen der Viehwirtschaft raus zu ziehen. Wenn man heute die Wahrheit sagt, kann man verklagt werden, weil man die Profite der Viehindustrie schmälert. Denn damit verstößt man gegen das Gesetz zur Terrorismusbekämpfung, dem Patriot Act.“
Andersen fragt ihn: „Meinen Sie, dass wir uns wegen dieser Dokumentation Sorgen machen sollten?“ Lyman: „Natürlich! Jetzt sollten Sie gemerkt haben, dass Sie ihren Kopf auf den Hauklotz legen und ihre Kamera lieber wegwerfen.“

War Andersen selber gefährdet?
Will Potter, preisgekrönter freier Journalist und Autor von „Green Is the New Red“, ein Exposé darüber, wie das FBI Angst und Einschüchterung gezielt einsetzen, um Kritiker aus der Tier- und Umweltschutzbewegung zum Schweigen zu bringen. Er warnt Andersen ebenfalls: „Die Viehwirtschaft ist eine der mächtigsten Industrien der Welt. Viele wären schockiert, dass laut FBI Tierrechts- und Umweltschutzorganisationen auf der Liste der terroristischen Bedrohungen ganz oben stehen.“ Sie würden direkt die Firmenprofite schmälern. Eine Taktik wäre es, Angst zu verbreiten.
Andersen bekommt Angst, fährt nach dem Interview sofort nach Hause, sichert das Filmmaterial und denkt darüber nach, wie er weiter vorgehen sollte. Er hatte davon gehört, dass in Brasilien Umweltaktivisten getötet worden waren. Auch Spenden an ihn wurden gestrichen. Wollte deshalb keiner mit ihm darüber reden? Sollte er seine Kamera beiseitelegen und aufgeben? Ihm wurde klar, dass dieses Thema wichtiger war als alle persönlichen Bedenken. „Entweder lebt man für seine Ziele, oder man stirbt umsonst,“ sagt er. Er wollte weiter machen. Mehr will ich hier nicht verraten aber für mich ist er genauso ein Held wie Edward Snowden!
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Die Fakten zum Film Cowspiracy – Das Geheimnis Der Nachhaltigkeit
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